Bei seinem Besuch machte sich Staatssekretär Oliver Conz ein Bild, welche Maßnahmen ergriffen worden sind, um die gefährdeten Arten zu schützen. „Braunkehlchen sind nicht nur liebenswerte Vögel und tüchtige Insektenfresser. Sie zeigen uns auch, wie es um den Zustand unserer Lebensgrundlagen bestellt ist. Früher waren Braunkehlchen in hessischen Auen weit verbreitet, binnen weniger Jahre waren sie fast ausgestorben. In der Zusammenarbeit mit ehrenamtlichem Naturschutz und Landwirtschaft haben wir diesen Trend aufgehalten und hoffen, dass die Vögel und mit ihnen die Lebensgemeinschaften feuchter, artenreicher Wiesen wieder eine Zukunft haben“, so der Staatssekretär.
Mit vor Ort war auch Biologe und HGON-Mitglied Andreas Wellstein. Er setzt sich seit über zwanzig Jahren für den Schutz der Braunkehlchen ein. Seine Arbeit hat maßgeblich zur Verbesserung des Braunkehlchenschutzes beigetragen: „Grundlegend ist die extensive Landnutzung. Deshalb arbeite ich intensiv mit der Landwirtschaftsverwaltung zusammen und diese dann mit den Landnutzern. Denn ohne die arbeitenden Menschen auf dem Land, kann man keinen erfolgreichen Naturschutz umsetzen“, erklärte Andreas Wellstein.
Zusammenarbeit mit vielen Akteuren auch für die Zukunft gewünscht
Der Vogelsbergkreis setzt mit dem Amt für Wirtschaft und den ländlichen Raum (AWLR) und der unteren Naturschutzbehörde, dem Naturschutzgroßprojekt Vogelsberg (NGP) sowie den örtlichen Naturschutzvertretern und Landbewirtschaftern umfassende Erhaltungsmaßnahmen für Wiesenvögel um. So hat das NGP beispielsweise in großflächige Zaunbaumaßnahmen innerhalb der Lüderaue investiert. Rund 6,5 Kilometer Zaun sollen dazu beitragen, relevante Altgrasbereiche sowie Ansitz- und Singwarten für die bedrohten Arten zu schaffen.
Durch das AWLR wurden hier in den vergangenen Jahren ebenfalls zahlreiche Maßnahmen im Rahmen der Agrarumweltprogramme umgesetzt, welche den Schutz und Erhalt der Wiesenbrüter zum Ziel haben und durch Natura2000-Mittel des Landes Hessen und des RP Gießen finanziert werden. Projektleiter Johannes Euler betonte: „Bei der Einordnung des noch vorhandenen Braunkehlchenvorkommens in den regionalen und landesweiten Kontext kann festgehalten werden, dass es sich um ein herausragendes Vorkommen handelt, welches es mit vereinten Kräften durch Landbewirtschafter, Behörden, Naturschutzgroßprojekt und den örtlichen Naturschutzverbänden zu erhalten gilt.“
Mögliche Projektverlängerung bis 2026
Mit der finanziellen Unterstützung des Bundes, des Landes und des Vogelsbergkreises konnte das Projekt innerhalb der letzten neun Jahre bereits beachtliche Erfolge verzeichnen. Eine mögliche Projektverlängerung bis 2026 wird von den Fördermittelgebern und den regionalen Akteuren ausdrücklich begrüßt. Diese Verlängerung würde es dem NGP ermöglichen, die begonnenen Maßnahmen weiterzuführen und neue Impulse zu setzen. Die bisherigen Erfolge sind nur der Anfang eines noch umfassenderen Engagements für den Schutz der Naturräume und der Artenvielfalt im Vogelsberg.
Der Staatssekretär dankte dem Trägerverein „Natur- und Lebensraum Vogelsberg e.V.“, der bereits seit 2005 die Entstehung des NGP begleitet. Besonders hervorzuheben ist die paritätische Vorstandszusammensetzung, die Vertreterinnen und Vertreter aus den Bereichen Landwirtschaft, Naturschutz, Behörden, Forst und Politik vereint. Diese vielfältige Zusammenarbeit bildet die Grundlage für den Erfolg des Naturschutzgroßprojekts.