„Hessen schaut genau hin: Bei der Überwachung gentechnischer Labore setzen wir ab sofort auf modernste molekularbiologische Techniken. Wenn wir gentechnische Anlagen, wie zum Beispiel Labore, in denen an gefährlichen Viren geforscht wird, kontrollieren, müssen wir es ganz genau nehmen – es geht darum, Verunreinigungen innerhalb der Anlagen oder eine mögliche Verschleppung von gentechnisch veränderten Organismen aus den Laboren in die Umwelt zu verhindern. Damit unsere Überwachung der Gentechnik auch weiterhin auf hohem Niveau stattfinden kann, nehmen wir heute im Landesbetrieb Hessisches Landeslabor (LHL) einen neuen Laborbereich in Betrieb. Schon im Vorfeld haben LHL und Regierungspräsidium (RP) Gießen dafür Außergewöhnliches geleistet, umso mehr freue ich mich, dass wir das Labor jetzt gemeinsam eröffnen können“, erklärte Umweltministerin Priska Hinz heute in Gießen.
Es gibt in Hessen rund 700 gentechnische Anlagen. In der Mehrzahl dieser Anlagen werden Forschungsarbeiten durchgeführt, mit einem wichtigen Schwerpunkt im medizinisch-pharmazeutischen Bereich. In den dort durchgeführten gentechnischen Arbeiten werden z.B. diagnostische Verfahren sowie Therapeutika und Impfstoffe, u.a. gegen das SARS-CoV-2-Virus, entwickelt. Ein wichtiger Faktor um die Impfung der Bürgerinnen und Bürger weiter zu stärken. Bei der Kontrolle dieser Anlagen wird das Land ab sofort verstärkt biologische Proben daraufhin untersuchen, ob die durchgeführten Arbeiten und die verwendeten Zellkulturen, Bakterien oder Viren der erteilten Zulassung entsprechen und nicht mit anderen Organismen und Systemen gearbeitet wird, für die die Sicherheitsstufe der Anlage nicht ausreicht. Weiterhin wird der Hygienestatus der Anlagen kontrolliert, indem Wischproben an Arbeitsplätzen, Türklinken und Geräten genommen und auf mikrobiologische Verunreinigungen mit gentechnisch veränderten Organismen untersucht werden.
Mensch und Umwelt vor den Gefahren der Gentechnik schützen
„Das neue Gentechnik-Überwachungslabor ist ein Meilenstein für die Überwachung gentechnischer Anlagen in Hessen“, erklärte Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich. Hierfür ist hessenweit das RP Gießen zuständig. Dabei konzentrierte es sich bislang auf technische und organisatorische Aspekte, konnte aber nicht durch eigene analytische Befunde und durch die Nutzung modernster Technik wie der Ganzgenomsequenzierung gestützt werden.
„Wir erhöhen mit dem Überwachungslabor die Effizienz der behördlichen Kontrollen und optimieren gleichzeitig unseren gesetzlichen Auftrag, Mensch und Umwelt vor den Gefahren der Gentechnik zu schützen“, sagt RP Ullrich. Durch die kooperative, behördenübergreifende Zusammenarbeit des Gentechnik-Dezernats des RP Gießen mit der Abteilung II des LHL beim Betrieb des neuen Gentechnik-Überwachungslabors werde ein neues Kapitel aufgeschlagen. Dazu gehört auch, dass zunächst zwei RP-Mitarbeiter das LHL bei der gentechnikrechtlichen Leitung des Labors vor Ort unterstützen.
Bereits zwei Wochen nach Erteilung der Genehmigung für das neue Gentechnik-Überwachungslabor waren schon erste gentechnische Anlagen beprobt und die Proben auf die neuen Fragestellungen hin analysiert worden. Das RP-Gentechnikdezernat wird diese experimentellen Überwachungen im Laufe des Jahres zügig und kontinuierlich als regelmäßiges Überwachungsinstrument im Vollzug etablieren.
Überwachung gentechnischer Anlagen
„Mit dem Ausbau der gentechnischen Labortätigkeiten erweitert das Landeslabor eine seiner wichtigen Facetten im Verbraucherschutz der hessischen Bürgerinnen und Bürger“, hebt Hartmut Römer, Direktor des Landeslabors, hervor. „Im Netzwerk mit dem Regierungspräsidium Gießen entsteht so ein effektives und reaktionsschnelles Team für die Überwachung gentechnischer Anlagen.“
„Die Veterinärabteilung des LHL unterhält bereits für die Tierseuchenerregerdiagnostik eine leistungsstarke Palette an molekularen Untersuchungsmethoden, um Mikroorganismen auf Speziesebene zu identifizieren“, so der stellvertretende LHL-Abteilungsleiter Prof. Dr. Tobias Eisenberg. Neben der reinen Identifikation der Mikroorganismen konzentrieren sich die Tätigkeiten des Überwachungslabors auf die Überprüfung der Angaben der Betreiber: Sind die gentechnischen Veränderungen genau an den Stellen im Erbgut wie beantragt? Geht von den Erregern möglicherweise eine erhöhte Gefährdung aus?
„Mithilfe molekularbiologischer Techniken lassen sich unter anderem durch die Ganzgenomsequenzierung genauso Aussagen zu Erbgutveränderungen an GVO treffen“, so Eisenberg weiter. „Wir freuen uns, dass unser Team des LHL hier zukünftig einen Beitrag leisten kann, die Überwachung der Gentechniklabore in Hessen auf ein neues Niveau zu heben.“