Umweltministerin Priska Hinz hat in einem Waldstück nahe Bärstadt im Taunus den Waldzustandsbericht 2022 vorgestellt. Der Bericht verdeutlicht, dass die Klimakrise die hessischen Wälder stark beeinträchtigt. Seit 2019 sind große Schäden durch Trockenheit, Käfer und Pilzbefall entstanden. Diese Tendenz setzte sich auch 2022 fort.
„Die Klimakrise verändert den Wald wie wir ihn kennen in unfassbar schnellem Tempo. Wir müssen den Klimawandel eindämmen, um den Zustand der Wälder zu stabilisieren. Zugleich gilt es, jetzt den Wald von morgen aufzubauen. Unser Credo ist: Wir machen den Wald klimastabil“, betonte die Ministerin beim Termin.
Laut Waldzustandsbericht sind 9 Prozent aller Bäume im hessischen Wald stark geschädigt. 2021 waren es 8 Prozent. Der langjährige Mittelwert liegt bei 3,1 Prozent.
In den Monaten Juli und August wurde der Zustand des Waldes in Hessen von der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt nach bundeseinheitlichen Kriterien erfasst. Die Erhebung findet auf einem für die hessischen Wälder repräsentativen 8 x 8 km-Dauerbeobachtungsnetz mit 145 Erhebungspunkten statt und umfasst die Kronenverlichtung der Bäume, die Fruktifikation, Kleinblättrigkeit sowie Insekten- und Pilzschäden. Die Daten von rund 4.000 Bäumen ermöglichen repräsentative Aussagen.
Klimastabile Wälder für Morgen aufbauen
„Der Waldzustandsbericht verdeutlicht: Der Aufbau klimastabiler Mischwälder ist von herausragender Bedeutung. Investitionen in den Wald sind daher auch Schwerpunkt im Doppelhaushalt 2023/2024. Hier sind für die kommenden beiden Jahre insgesamt 155 Millionen Euro für die Wiederbewaldung und den Waldumbau vorgesehen. Wir wollen den Wald, der so viele wichtige Funktionen für Mensch und Natur erfüllt, auch für kommende Generationen bewahren“, sagte Ministerin Hinz.
„Wir stellen den Klimaschutz in den Mittelpunkt unseres Handelns.1,8 Milliarden Euro sind für den Klimaschutz im Doppelhaushalt vorgesehen. Das Klimagesetz und der neue Klimaplan, der Ende des Jahres verabschiedet werden soll, sind entscheidende Bausteine für den Klimaschutz in Hessen“, betonte die Ministerin.
Mit einer mittleren Temperatur von 10,3 Grad war das Vegetationsjahr 2021/2022 eines der wärmsten seit Messbeginn. Mit 622 mm fielen nur knapp 80 Prozent des langjährigen Niederschlagsolls. Der Sommer 2022 war der trockenste Sommer seit Aufzeichnungsbeginn in 1881. Infolgedessen trockneten die Waldböden in Hessen stark aus, was sich negativ auf die Wasserversorgung der Waldbäume auswirkte. Hinzu kommt, dass die Wälder Hessens durch Extremwetterereignisse der vorangegangenen Jahre bereits stark geschädigt sind.
„Wir unterstützen alle Waldbesitzenden bei der großen Aufgabe des Aufbaus eines klimastabilen Waldes“, erklärte Umweltministerin Hinz. 72 Millionen Euro stehen im Rahmen der forstlichen Förderung und der Extremwetterrichtlinie für den Privat- und Kommunalwald im Doppelhaushalt zur Verfügung. Die Extremwetterrichtlinie, die Kommunal- und Privatwaldbesitzende seit 2019 bei der Bewältigung der Extremwetterfolgen unterstützt, ist seit diesem Jahr um die Möglichkeit der einmaligen Nachbesserung innerhalb der ersten fünf Jahre nach der Wiederaufforstung ergänzt worden.
Klimaplan Hessen soll Wasserrückhalt im Wald stärken
„Auch der neue Klimaplan Hessen wird maßgebliche Projekte zur Stabilisierung unserer Wälder beinhalten“, kündigte die Ministerin an. Ab 2023 werden Maßnahmen zur Steigerung des Wasserrückhalts im Wald umgesetzt und der Aufbau klimastabiler Wälder unterstützt. Zudem wird der Modellbetrieb „Klimaschutz Plus“ im Forstamt Burgwald weiter ausgebaut. Seit 2020 wird hier untersucht, welche Maßnahmen eine besondere Klimaschutzwirkung in Wäldern entfalten.
Ergebnisse des Waldzustandsberichts im Detail:
- Der Anteil starker Schäden liegt in 2022 mit 9 Prozent fast dreimal so hoch wie im Mittel der Jahre 1984 – 2022 (3,1 Prozent).
- Die jährliche Absterberate (alle Bäume, alle Alter), ein wichtiger Indikator für Vitalitätsrisiken, ist auf 0,9 Prozent angestiegen. Sie liegt damit doppelt so hoch wie im langjährigen Mittel (0,4 Prozent).
- Die mittlere Kronenverlichtung gilt als wichtigster Indikator der Waldzustandserhebung. Sie ist über alle Baumarten und Altersgruppen hinweg von 26 auf 28 Prozent gestiegen und beschreibt den sicht- und messbaren Nadel- oder Blattverlust der Baumkrone.
- Die Buche ist die wichtigste Baumart in Hessens Wäldern (über 30 Prozent Baumartenanteil). Diese Baumart beeinflusst daher das Gesamtergebnis zum Waldzustand deutlich.
- Bei den älteren Buchen ist die mittlere Kronenverlichtung von 33 Prozent auf 34 Prozent leicht gestiegen.
- Die mittlere Kronenverlichtung bei den älteren Fichten ist fast unverändert auf sehr hohem Niveau (2021: 49 Prozent und 2022: 47 Prozent).
- Bei den älteren Eichen hat die mittlere Kronenverlichtung von 28 Prozent auf 26 Prozent leicht abgenommen.
- Die mittlere Kronenverlichtung der älteren Kiefern bleibt mit 27 Prozent auf erhöhtem Niveau.
- Die mittlere Kronenverlichtung bei den jüngeren Bäumen (alle Baumarten) ist im Vergleich zum Vorjahr um drei Prozentpunkte spürbar angestiegen (2021: 14 Prozent und 2022: 17 Prozent).