Die heute geäußerte Kritik des Pro Bahn Landesverbands an der hessischen Verkehrspolitik ignoriert leider maßgebliche Fakten. Dies betrifft insbesondere die Verteilung von Aufgaben und Zuständigkeiten im Schienenverkehr. Für den Schienenfernverkehr und den Güterverkehr ist laut Grundgesetz der Bund zuständig, der über die Deutsche Bahn (DB) auch Eigentümer des weitaus größten Teils der Schienenstrecken und Bahnstationen ist. Der regionale Schienenverkehr ist nach Landesgesetz Aufgabe der Landkreise, kreisfreien Städte und Sonderstatus-Städte. Diese Aufgabe wurde an die Verkehrsverbünde RMV, NVV und VRN übertragen.
Das Land Hessen fungiert in dieser Struktur in erster Linie als Förderer und Unterstützer und interpretiert diese Rolle aktiv. Beispielsweise ist Hessen im Jahr 2014 der Planungsgesellschaft der Regionaltangente West beigetreten und hat das Projekt wieder in Gang gebracht: So hat Hessen mit einer 2018 erstmals veröffentlichten und seitdem kontinuierlich fortgeschriebenen Untersuchung zu reaktivierungsfähigen Schienenstrecken in Zusammenarbeit mit den Aufgabenträgern im ÖPNV die Grundlage für die Aufnahme konkreter Planungen geschaffen und sich in mehreren Rahmenvereinbarungen mit Bahn und Verkehrsverbünden für die Modernisierung zahlreicher Bahnstationen in Hessen engagiert.
Dies spiegelt sich in den Landeshaushalten wieder: Der Anteil aus dem Landeshaushalt für den Betrieb des ÖPNV in Hessen (2014: 122 Mio. Euro, nur KFA-Mittel) steigt bis 2024 auf 500 Mio. Euro, davon 236 Mio. Euro KFA-Mittel und 264 Mio. sogenannte originäre Landesmittel. Das entspricht einem Drittel der Gesamtmittel von Bund und Land (2024: 1,44 Mrd. Euro). Auf jeden Euro Bundesmittel kommen damit 30 Cent. Viel wichtiger ist aber, was das pro Einwohnerin und Einwohner in Hessen bedeutet: Mit 66,45 Euro pro Einwohnerin und Einwohner ist Hessen 2022 mit den Zuschüssen aus dem Landeshaushalt sogar auf Platz 1 der Flächenländer bei den ÖPNV-Ausgaben, und die Mittel steigen weiter: In diesem Jahr auf 85,51 Euro pro Kopf, 2024 auf 97,08 Euro. Hinzu kommen investive Mittel in Höhe von rund 120 Mio. Euro jährlich, die für den ÖPNV und insbesondere den Ausbau der Schieneninfrastruktur eingesetzt werden.