Der Flächenanteil für den Ökolandbau ist 2022 auf 16,6 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche gestiegen. 2014 lag der Anteil des Ökolandbaus noch bei 11,3 Prozent. „Unser Ökoaktionsplan, den wir 2014 ins Leben gerufen und 2020 neu aufgelegt haben, hat Erfolg“, erklärte Landwirtschaftsministerin Priska Hinz auf dem Marienhof in Selters. Dort stellte sie die Zwischenbilanz zur Umsetzung des Ökoaktionsplans des Landes für 2020 bis 2025 vor.
„Der Ökolandbau in Hessen wächst, auch wenn die Zeiten für die Landwirtschaft insgesamt schwierig sind. Das zeigt: Wir haben die Weichen mit dem Ökoaktionsplan gut und zukunftsträchtig gestellt. Mit dem Ausbau des Ökolandbaus schützen wir nicht nur die Umwelt und das Klima, sondern bieten auch Landwirtinnen und Landwirten in Hessen eine langfristige Perspektive“, so Landwirtschaftsministerin Priska Hinz.
„Man kann die Möglichkeiten, die sich durch die Mittel des Ökoaktionsplanes Hessen ergeben, nicht hoch genug schätzen“, so Tim Treis, Sprecher der Vereinigung ökologischer Landbau Hessen e.V. „Damit es bspw. im Ausbau des Ökolandbaus oder einer regionalen Versorgung mit Bioerzeugnissen vorangeht, bedarf es genau solcher Mittel wie der des Ökoaktionsplanes, die zielgerichtet dort eingesetzt werden können, wo sich ein praktischer Bedarf ergibt.“
32 Millionen Euro für Projekte, Forschungsvorhaben, Vernetzung und Vermarktung
32 Millionen Euro stellt die Landesregierung zwischen 2020 und 2025 für den Ökoaktionsplan zur Verfügung – eine Vervierfachung gegenüber dem ersten Ökoaktionsplan 2014. Das Geld fließt in sieben verschiedene Handlungsfelder. In allen Handlungsfeldern wurden bereits zentrale Maßnahmen zur Stärkung einer nachhaltigen Landwirtschaft ergriffen:
1. Die Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Landwirtschaft verbessern
Gemeinsam mit Landwirtschafts- und Naturschutzverbänden hat die Landesregierung bereits im September 2021 die Kooperationsvereinbarung Landwirtschaft und Naturschutz unterzeichnet. Ziel ist es, bedrohte Feldarten und ihre Lebensräume zu schützen, die Wasserqualität zu verbessern, Lebensräume zu vernetzen und Insekten zu schützen. Zudem soll der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Bioziden in Hessen reduziert werden. Hierzu wird in Kürze der Pestizidreduktionsplan des Landes vorgestellt.
2. Klima und Umwelt schützen, Biodiversität erhalten und steigern
Seit 2021 bietet Hessen eine Umstellungsprämie für die Umstellung auf Ökologischen Landbau an. So können die Kosten für die erstmalige Teilnahme an einem anerkannten Biosiegel sowie für zusätzlichen Aufwand, der mit der Öko-Umstellung verbunden ist, gefördert werden. „Wir erleichtern damit den Einstieg in den Ökolandbau insbesondere auch für kleinere Betriebe oder Imkereien ohne eigene Flächen“, erklärte Ministerin Hinz. Zudem wurden die Fördersätze des Hessischen Programms für Agrarumweltmaßnahmen (HALM 2) für den Ökolandbau erhöht. So erhalten die Öko-Landwirtinnen und Landwirte nun beispielsweise 350 Euro pro Hektar Ackerfläche bei Einführung der Maßnahme statt zuvor 260 Euro pro Hektar. Auch beibehaltende Betriebe bekommen mit 300 Euro pro Hektar Ackerfläche 40 Euro pro Hektar mehr als zuvor. Über den Ökoaktionsplan wird der Aufbau von Agroforstsystemen unterstützt. Zwei Agroforstprojekte (Uni Kassel und Justus-Liebig-Universität Gießen) liefern Informationen über diese innovative Anbauform für die landwirtschaftliche Beratung. „Agroforstsysteme werden in Zukunft immer wichtiger werden, denn sie stärken den Wasserrückhalt und die Bodenfruchtbarkeit in Zeiten der Klimakrise und bereichern die Artenvielfalt“, erklärte die Landwirtschaftsministerin.
3. Regionale Wertschöpfungsketten erhalten und stärken
Im Projekt Hessisches Bio-Weiderind baut die Marketinggesellschaft (MGH) Gutes aus Hessen in Zusammenarbeit mit mehreren Ökomodell-Regionen eine Wertschöpfungskette für Hessische Bio-Rinder auf. Im Jahr 2022 wurden rund 250 hessische Bio-Weiderinder in Hessen geschlachtet, zerlegt und anschließend in den Frischfleischtheken von rund 30 REWE-Märkten vermarktet. Mehrere Maßnahmen stärken zudem den Einsatz bioregionaler Lebensmittel in Großküchen und Kantinen.
4. Wissenschaft und Forschung intensivieren
Ein Praxisforschungsnetzwerk, koordiniert von der Vereinigung ökologischer Landbau, ist 2022 gestartet. Auf Seite der Wissenschaft beteiligen sich die Justus-Liebig-Universität Gießen, die Universität Kassel sowie die Hochschule Geisenheim University. Sowohl der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen als auch die Beratungskräfte der Öko-Verbände engagieren sich im Netzwerk und stellen den Wissenstransfer in die landwirtschaftliche Praxis sicher. Etwa 40 landwirtschaftliche Betriebe bringen sich in den bisher drei Fachgruppen Gemüsebau, Ackerbau und Tierhaltung ein. Teilprojekte laufen bereits. Ein weiteres durch den Ökoaktionsplan finanziertes Netzwerk bringt Öko-Betriebe und Kompostwerke zusammen, um die Nährstoffversorgung der Böden durch den verstärkten Einsatz von hochwertigen Kompost zu verbessern. Und das Land treibt die Forschung im ökologischen Landbau auch auf eigenen Flächen voran, beispielsweise auf dem Öko-Versuchsfeld in Ober-Erlenbach.
5. Ausbildung und Beratung ausdehnen
Durch den Ökoaktionsplan wurden Lehrinhalte zum Ökolandbau in den Lehrplänen landwirtschaftlicher Fachschulen seit 2021 stärker verankert. Unterrichtsmaterialien wurden erstellt und ein Netzwerk von Öko-Betrieben für Schulbesuche etabliert. „Rund 24 Prozent der Auszubildenden in Hessen absolvieren ihre Ausbildung auf einem ökologisch wirtschaftenden Betrieb. Damit steht die nächste Generation der Ökolandwirtinnen und -landwirte schon in den Startlöchern“, freut sich Landwirtschaftsministerin Priska Hinz. Die Beratung zum Ökolandbau beim Landesbetrieb Landwirtschaft wurde ausgebaut und im Bereich Gemüsebauberatung um eine Personalstelle verstärkt. Mit Mitteln des Klimaplans ist in diesem Jahr eine weitere Verstärkung der Öko-Gemüsebauberatung vorgesehen.
6. Hessische Ökomodell-Regionen ausweiten
Hessen ist seit 2020 das erste Ökomodellland Deutschlands. 13 Ökomodellregionen decken die gesamte Landesfläche ab und schaffen die Voraussetzungen für mehr biologische und mehr regionale Erzeugung, Verarbeitung und Vermarktung. Seit 2021 laden jährlich im September die Hessischen BioTage dazu ein, hessische Biobetriebe vor Ort kennenzulernen. 2023 finden die Hessischen BioTage vom 8. bis 17. September statt.
7. Tierwohl stärken
Durch den Ökoaktionsplan soll die mobile Schlachtung gestärkt und die Erhaltung regionaler Schlachtstätten unterstützt werden. „Tierleid infolge von langen Transportwegen wird vermieden und die Vermarktung ab Hof ermöglicht“, erklärte Ministerin Hinz. So wurde beispielsweise im Odenwaldkreis das deutschlandweit erste Schlachtmobil für Geflügel mit EU-Zulassung genehmigt.
„All diese Punkte zeigen, dass wir bereits jetzt wichtige Etappenziele bei der Umsetzung unseres Ökoaktionsplans und beim Ausbau des Ökolandbaus erreicht haben“, betonte die Ministerin.
3.800 ökologisch zertifizierte Betriebe in Hessen
In Hessen gibt es mittlerweile gut 2.400 Ökobetriebe. Inklusive Handel, Verarbeitung und Import sind es 3.800 ökologisch zertifizierte Betriebe. „Die Betriebe betreiben großartige Arbeit. Sie tragen dazu bei, die Bevölkerung mit hochwertigen Lebensmitteln zu versorgen und leisten gleichzeitig einen Beitrag dazu, die biologische Vielfalt zu erhalten und Gewässer und Böden zu schützen“, erklärte die Ministerin.
Sie dankte insbesondere Dirk Krämer, auf dessen Betrieb die Zwischenbilanz zum Ökoaktionsplan vorgestellt wurde. Sein Betrieb Marienhof „organic farming“ ist aktiv in die Arbeit der Ökomodell-Region Nassauer Land involviert und hat mehrere Preise für hofeigene Produkte wie den Büffelmilch-Mozzarella gewonnen. Der Betrieb hält sieben Wasserbüffel und 18 Wagyu-Rinder, 30 Hühner und sieben Schweine. Zudem werden Heilkräuter und Gemüse angebaut und der Betrieb ist im Bereich der Saatgutvermehrung aktiv. Umweltministerin Priska Hinz überreichte dem Betrieb bei der Vorstellung der Zwischenbilanz die Urkunde für das Siegel „Bio aus Hessen“, mit dem nun die gesamte Tierhaltung und deren Produkte zertifiziert sind. „Betriebe wie der Marienhof zeigen, dass ‚Bio‘ Innovation, Ideenreichtum und Genuss bedeutet“, so die Ministerin.