Immer mehr Hessinnen und Hessen wollen auf dem Land leben. Das ist das Ergebnis einer Studie, welche die Hessische Landesregierung beim Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung in Auftrag gegeben hat. Demnach haben fast drei Viertel der ländlichen Gemeinden in Hessen (89 von 120) mit einer Einwohnerzahl bis 5.000 Personen im Zeitraum von 2019 bis 2021 Wanderungsgewinne verzeichnet. Ein Jahrzehnt zuvor war das noch in deutlich weniger Landgemeinden der Fall (27 von 120). Auch die hessischen Kleinstädte erleben eine ähnliche Entwicklung. Die hessischen Großstädte Darmstadt, Frankfurt am Main, Wiesbaden und Kassel hingegen verzeichneten Wanderungsverluste. Einzig Offenbach am Main gewann Einwohnerinnen und Einwohner durch Wanderungsgewinne hinzu. Ein interessantes Ergebnis der Studie ist: Die ländlichen Räume verzeichneten schon vor der Corona-Pandemie Zugewinne, die Pandemie hat der Stadt-Land-Wanderung aber nochmal einen deutlichen Schub gegeben. Gründe außer der Pandemie sind unter anderem gestiegene Immobilienpreise in den Städten und das häufigere mobile Arbeiten.
„Diese Zahlen belegen die Attraktivität der ländlichen Räume. Sie bieten nicht nur großartige Naturlandschaften und Naherholungsräume für die Menschen, sondern sind Heimat vieler Mittelständler und Familienunternehmen“, sagte Ministerpräsident Boris Rhein am Dienstag in Wiesbaden und fügte hinzu: „Hessen zählt knapp 2.200 Dörfer, eingegliedert in mehr als 400 Kommunen. Mehr als 50 Prozent der hessischen Bevölkerung lebt auf dem Land. Das zeigt eindrücklich: Land hat Zukunft. Die Landesregierung wird die ländlichen Räume daher weiter stärken.“ Seit Ende 2018 ist die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse zudem als Staatsziel in der Landesverfassung verankert.
„Eine neue Landlust“
Vor allem zwei Altersgruppen sorgen laut der Studie dafür, dass die ländlichen Räume so gut dastehen: Familien und junge Menschen, die nach der Schule nicht wegziehen, sondern auf dem Land wohnen bleiben. So fiel die Abwanderung der zuletzt Genannten im Zeitraum 2019 bis 2021 deutlich geringer aus als noch zuvor. „Das neue Interesse am Landleben kann den bisher geltenden Trend zu einer alternden Bevölkerung in vielen Dörfern und Kleinstädten bremsen, denn unter den Zuziehenden ist fast jede zweite Person jünger als 30 Jahre“, sagte Ministerpräsident Rhein und fügte hinzu: „Mehr Menschen im Erwerbsalter können für mehr lokale Nachfrage sorgen, den Fachkräftemangel mildern und sich vor Ort in Vereinen und der Nachbarschaftshilfe engagieren. Das fördert die Lebensqualität unserer ländlichen Räume.“
Ein weiteres Ergebnis der Studie ist, dass sehr ländliche, strukturschwache Kommunen jüngst am meisten Einwohnerinnen und Einwohner hinzugewonnen haben und von den Zuzügen aufs Land profitieren. Zählten die Landgemeinden in Nord- und Mittelhessen noch 2009 bis 2011 zu den Verlierern, gehören sie jetzt zu den Gewinnern. „Der verstärkte Trend zum mobilen Arbeiten kommt dem Land zugute. Die Pandemie, das legen die Studienergebnisse nahe, zeigt sich als Verstärker einer neuen Landlust“, sagte der Regierungschef. „Diesen Trend gilt es weiter zu unterstützen.“
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