Die Ausstellung „Fluchtgegenstände. Eine Brücke zwischen alter und neuer Heimat“ des FamilienZentrums Bad Sooden-Allendorf wurde bereits im vergangenen Jahr mit dem 2. Platz des hessischen Landespreises „Flucht, Vertreibung, Eingliederung“ ausgezeichnet. Nun wurde die Ausstellung im Grenzmuseum Schifflersgrund mit vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmern eröffnet.
Flüchtlinge aus aller Welt und Heimatvertriebene nach dem Zweiten Weltkrieg mussten Haus und Hof zurücklassen, kamen und kommen ohne Hab und Gut. Wenn sie Glück haben, können sie ein Erinnerungsstück aus der Heimat retten, dass ihnen lieb und wert ist: eine Kinderrassel, ein Tischtuch, ein Gebetbuch, eine Kette, einen Fleischbräter, ein Taufkleid, ein Kindergartenbuch, ein Foto, einen Koffer. So werden Fluchtgegenstände zur Brücke zwischen alter und neuer Heimat. Das FamilienZentrum Bad Sooden-Allendorf präsentiert hierzu eine neue, generationen- und kulturübergreifende Ausstellung zum Thema „Flucht“ im Grenzmuseum Schifflersgrund. Hessens Landesbeauftragte für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, Margarete Ziegler-Raschdorf, überbrachte zur Eröffnung die Grüße der hessischen Landesregierung und lobte in ihrem Grußwort: „Das ist eine großartige und tief berührende Ausstellung. Sie dokumentiert 19 Vertreibungs- und Fluchtschicksale, die jeweiligen Fluchtgegenstände und Erinnerungsstücke in ausdrucksstarken Fotografien und sehr persönlichen, authentischen Texten. Damit bringt sie uns die individuellen Schicksale ganz nah.“
Neunzehn Stücke aus der alten Heimat
Neunzehn Menschen unterschiedlicher Nationalitäten und Herkunftsgebiete, die heute in der Region um Bad Sooden-Allendorf leben, erzählen in kurzen Texten und digital abrufbaren Interviews von den Erlebnissen bei der von ihnen durchlebten Flucht und Vertreibung. Ausgangspunkt jeder Erzählung ist jeweils ein persönlicher Gegenstand, der mit der Heimat oder der Flucht in Verbindung steht. Das kann ein kleines Spielzeug sein, ein Haushaltsgegenstand oder persönliche Briefe, Bilder und Notizzettel. Für die Menschen bedeuten diese Gegenstände ein letztes Stück aus der Heimat.
Landesbeauftragte Ziegler-Raschdorf dankte in ihrem Grußwort insbesondere Annette Ruske-Wolf, die seit vielen Jahren Leiterin des Familienzentrums ist, ihrem gesamten Team sowie den Unterstützerinnen und Unterstützern des Grenzmuseums Schifflersgrund.
„Annette Ruske-Wolf leistet seit vielen Jahren in Bad Sooden-Allendorf großartige, wichtige Arbeit für die Familien, insbesondere auch für Deutsche aus Russland, aber auch für Zugewanderte aus allen möglichen Regionen der Erde. Im Familienzentrum bietet sie eine Anlaufstelle, Beratung, Bildungsveranstaltungen und ein offenes Ohr für die Sorgen der Menschen unterschiedlichen Alters. Man spürt das gute Miteinander der in diesem Zentrum Engagierten. Heute gebührt ein besonderer Dank denjenigen, die bereit waren, über ihren Fluchtweg und ihr individuelles Schicksal zu sprechen und es dokumentieren zu lassen. Sie ermöglichen uns damit einen tiefen Einblick in ihr persönlichstes Leben. Ich bin beeindruckt von den ausdrucksstarken Fotos der Menschen, die mich mit ihrem Blick frontal anschauen und jeweils einen Gegenstand zeigen. Die Kinderrassel eines Flüchtlings aus Schlesien hat mich besonders berührt. Sie war das, was die Eltern von ihrem Kind retten konnten, das auf der Flucht durch Hunger und Kälte zu Tode gekommen war“, betonte Margarete Ziegler-Raschdorf.
Die Gäste konnten mit den Zeitzeuginnen und Zeitzeugen noch vertiefend ins Gespräch kommen. Die Veranstaltung wurde musikalisch umrahmt von einem Chor geflüchteter ukrainischer Frauen in ukrainischer Nationaltracht sowie einem örtlichen Musikensemble. Die Ausstellung ist als Wanderausstellung konzipiert und es gibt einen begleitenden Katalog.