„Während bei Hakenkreuz-Schmierereien die gesellschaftlichen Abwehrmechanismen gegen Judenfeindlichkeit funktionieren, stehen dem israelbezogenen Antisemitismus in Deutschland zu viele Türen offen. In zu großen Teilen gerade auch von Kunst, Kultur und Wissenschaft bahnt sich israelbezogene Judenfeindlichkeit ihren Weg, ohne dass dies ausreichend wahrgenommen wird. Dies geschieht über die Unterstützung oder geäußertes Verständnis für die antisemitische Boykottbewegung BDS, über die Diffamierung Israels als Apartheidstaat oder über pauschale Verurteilungen eines ganzen Landes. Zu wenige in unserer Gesellschaft reagieren auf diese Form der Judenfeindlichkeit konsequent genug“, erklärte der Beauftragte der Hessischen Landesregierung für jüdisches Leben und den Kampf gegen den Antisemitismus, Uwe Becker.
„Braucht ein höheres Maß an Sensibilität“
„Diese Salonfähigkeit des israelbezogenen Antisemitismus schafft gefährliche Orte der Verbreitung von Judenfeindlichkeit, da der Antisemitismus zu wenig Gegenwehr erfährt, wenn er als falsch verstandene Form von Kunst- oder Meinungsfreiheit daherkommt. Im mildesten Falle fehlt es schlicht an der Kenntnis über israelfeindliche Strukturen oder Organisationen, doch auch Fahrlässigkeit entschuldigt nicht, wenn es um die Verbreitung von Antisemitismus geht. Es braucht gerade im Umgang mit israelbezogenem Antisemitismus ein höheres Maß an Sensibilität bei Kultureinrichtungen und Institutionen. Bei einem stärkeren Bewusstsein für diese besondere Ausprägung des Antisemitismus und einer konsequenten Bekämpfung können auch Verwerfungen bei Kunstausstellungen oder wissenschaftlichen Debatten vermieden werden“, erklärte der Antisemitismusbeauftragte Uwe Becker.
„Stichwortgeber für den israelbezogenen Antisemitismus“
Gleichzeitig kritisierte der Antisemitismusbeauftragte Uwe Becker die für den 9. Juni im Saalbau Südbahnhof in Frankfurt am Main vorgesehene Veranstaltung unter dem Titel „Apartheid auch in Israel – nicht nur in den besetzten Gebieten?“, die vom Arbeitskreis Nahost Bremen, der Palästinensischen Gemeinde Hessen und dem Palästina-Forum Frankfurt organisiert wird, scharf. „Interessierte Kreise möchten die Schlinge um Israel immer enger ziehen und leisten mit diesem Format dem Antisemitismus in Deutschland Vorschub. Selbst wer Judenfeindlichkeit in den eigenen Handlungen nicht erkennen will, betätigt sich bei solchen Veranstaltungen als Stichwortgeber für den israelbezogenen Antisemitismus“, so Uwe Becker.