„Sie haben Hessen und Deutschland mitgeprägt und zu dem gemacht, was es heute ist. Die wichtige Aufbauarbeit der Vertriebenen nach dem Krieg war eine der Grundlagen dafür, dass sich das Land positiv entwickeln konnte“, sagte Ministerpräsident Boris Rhein am Samstag auf dem Hessentag in Pfungstadt. Dort sprach er beim Volkstums- und Brauchtumsnachmittag des Bundes der Vertriebenen und fügte hinzu: „Wir sind allen Vertriebenenverbänden und Landsmannschaften zutiefst dankbar für das, was sie in der Erinnerungs- und Kulturpflege leisten. Nicht zuletzt wirken sie auch als Brückenbauer in jene Staaten, in denen ihre Herkunftsgebiete heute liegen. Der Bund der Vertriebenen ist eine starke Kraft in Hessen. Sein Landesverband ist einer der am besten aufgestellten Vertriebenenorganisationen in ganz Deutschland und kann in diesem Jahr auf sein 70-jähriges Bestehen zurückblicken.“
Rhein erinnerte daran, dass als Folge des von Deutschland begonnenen Zweiten Weltkriegs, der Tod und Vernichtung über viele Völker Europas gebracht habe, Millionen Menschen gewaltsam vertrieben worden seien und ihre Heimat verloren hätten. „Trotz dieser gewaltsamen Veränderungen in ihrem Leben haben sich diese Menschen integriert und hier bei uns ein neues Zuhause gefunden. Für rund 1,8 Millionen Menschen wurde Hessen zur neuen Heimat.“
Hesse ist, wer Hesse sein will
Der Regierungschef dankte dem Bund der Vertriebenen und den Spätaussiedler-Organisationen für deren ehrenamtliches Engagement, das unmittelbar nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine begonnen habe. „Die Vertriebenen wissen aus eigener Erfahrung, wie es ist, unfreiwillig die Heimat verlassen zu müssen und sich an einem fremden Ort neu einzurichten. Es ist sehr bemerkenswert, dass die Interessengemeinschaft der Deutschen aus Russland in Hessen seit dem russischen Angriffskrieg die geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer in vielfältiger Weise unterstützt hat, unter anderem durch Unterrichts- und Therapieangebote und durch Hilfslieferungen in die Ukraine.“ Rhein sicherte zu, auch künftig die Arbeit der Vertriebenen und Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler, ihrer Verbände sowie deutscher Minderheiten im Ausland zu unterstützen.
Der Ministerpräsident sagte, die Geschichte des Hessentages sei eng mit der Geschichte der Vertriebenen verbunden. „Der erste Hessentag fand 1961 im Zeichen eines neu geschaffenen Landes statt, das vor der Aufgabe stand, Millionen von Vertriebenen und Flüchtlingen zu integrieren. Die Vertriebenen waren es, die den Anstoß zu diesem Tag gegeben haben“, sagte Rhein. Mit dem Motto „Hesse ist, wer Hesse sein will“ habe der damalige Ministerpräsident Georg August Zinn ein klares Ziel für das Landesfest ausgegeben und damit alle Hessinnen und Hessen, Alteingesessene und Zugewanderte nicht nur zusammengeführt, sondern auch miteinander verbunden. Der Dialog der Kulturen werde durch den nunmehr
60. Hessentag weiter gepflegt.